Sie möchten diese Sehenswürdigkeit besuchen? Fragen Sie hier an
Im finnischen Seenland Saimaa lebt eine der seltensten Robbenarten der Welt, die Saimaa-Ringelrobbe (Pusa hispida saimensis). Diese einzigartige Süßwasserrobbe ist nur in den Gewässern des Saimaa-Sees zu finden und steht symbolisch für die unberührte Natur dieser Region. Mit einer Population von nur wenigen Hundert Tieren ist sie stark bedroht und steht unter strengem Schutz.
Lebensraum und Anpassung Die Saimaa-Ringelrobbe hat sich perfekt an das Leben im labyrinthartigen Saimaa-Seensystem angepasst. Die Art wurde nach der letzten Eiszeit von ihren Artgenossen in der Ostsee isoliert und entwickelte im Laufe der Zeit charakteristische Merkmale wie größere Augen und ein größeres Gehirn, um besser in ihrer Umgebung zurechtzukommen. Diese Anpassungen sind entscheidend für ihr Überleben in den komplexen und klaren Gewässern des Sees.
Im Gegensatz zu vielen anderen Robbenarten lebt die Saimaa-Ringelrobbe nicht in Kolonien, sondern als Einzelgänger. Gelegentlich versammeln sie sich in lockeren Gruppen, vor allem zur Nahrungsaufnahme. Ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus Krebstieren, kleineren Fischen und Krill. Während der Gebär- und Fellwechselzeiten reduziert sich ihr Nahrungsbedarf erheblich. Normalerweise verbringen diese Robben zwei bis fünf Minuten unter Wasser, können aber in Ausnahmefällen bis zu 45 Minuten tauchen und dabei Tiefen von bis zu 90 Metern erreichen. Ihre Fähigkeit, den Blutkreislauf zu regulieren und die Herzfrequenz drastisch zu senken, ermöglicht ihnen diese langen Tauchgänge.
Die Fortpflanzung der Saimaa-Ringelrobbe erfolgt im Frühling, wobei die Paarungszeit im April liegt. Die Weibchen bringen ihre Jungen im Mai auf festem Eis in selbst gegrabenen Schneehöhlen zur Welt. Die Robbenbabys werden fünf bis acht Wochen gesäugt und lernen schnell zu tauchen, um vor Fressfeinden sicher zu sein. Nach dem Aufbrechen des Eises im Frühsommer überlässt die Mutter das Jungtier sich selbst. Diese Robben haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von bis zu 43 Jahren und erreichen die Geschlechtsreife im Alter von fünf bis zehn Jahren.
Beobachtungsmöglichkeiten Die beste Zeit, um die Saimaa-Ringelrobbe zu beobachten, ist im Frühling, besonders in den Monaten Mai und Juni, wenn das Eis geschmolzen ist und die Robben ihr Fell wechseln. Nationalparks wie Linnansaari und Kolovesi sowie der Pihlajavesi-See sind hervorragende Orte, um diese faszinierenden Tiere zu sehen. Eine Kanutour oder eine geführte Robbenexkursion bieten die besten Chancen, eine Saimaa-Ringelrobbe in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben.
Bedrohungen und Schutzmaßnahmen Trotz ihrer Anpassungsfähigkeit ist die Saimaa-Ringelrobbe zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt. Der Bestand liegt bei geschätzten 320 bis 400 Tieren, und die Hauptgefahren sind harte Winter, natürliche Feinde, Fischernetze und der Klimawandel. Um diese bedrohte Art zu schützen, wurden seit 1979 diverse Schutzmaßnahmen eingeführt. Dazu gehören Fischereibeschränkungen, das Bereitstellen von Nistplätzen im Winter und die Regulierung des Wasserniveaus während der Wurfzeit. Diese Maßnahmen haben dazu beigetragen, den Bestand der Robben zu stabilisieren und leicht zu erhöhen.
Um das Bewusstsein für die Bedrohung der Saimaa-Ringelrobbe zu schärfen, startete der WWF Finnland das Projekt "Norppalive". Über eine Live-Webcam können Menschen weltweit die Robben in Echtzeit beobachten. Dieses Projekt hat große Popularität erlangt und dazu beigetragen, das Interesse am Schutz der Robben zu erhöhen. Während der Übertragungszeit 2016 besuchten über zwei Millionen Menschen die Webseite, und viele von ihnen engagierten sich aktiv für den Schutz der Robben.
Der Schutz der Saimaa-Ringelrobbe bleibt eine Herausforderung. Neben den bereits existierenden Maßnahmen ist der Klimawandel eine ernste Bedrohung, da milde Winter mit wenig Schnee die Überlebenschancen der Robbenjungen verringern. In schneearmen Wintern helfen Naturschützer, indem sie künstliche Schneebänke errichten, die den Robben als Nistplätze dienen. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um das Überleben der Art zu sichern.